Rüdiger Bertram liest aus seinem Drehbuch „Der Pfad – die Geschichte einer Flucht in die Freiheit“ und gibt Einblicke in die Entstehung des Films.
Rüdiger Bertram ist Kinder- und Jugendbuchautor und er schreibt auch Drehbücher. Am Dienstag, 8. März, war er im Jugendtreff, um eindrucksvoll über sein Werk und dessen Entstehungsgeschichte sowie den gleichnamigen Film zu sprechen.
Die Szenerie des Films könnte in diesen Tagen aktueller nicht sein: Kinder flüchten vor Soldaten. Die Geschichte spielt nicht in der Ukraine, sondern vor über 80 Jahren in Frankreich und Spanien.
BNN amDonnerstag, 10.März 2022:
Autor wanderte selbst auf dem beschriebenen Pfad
„Damals flüchteten viele Deutsche vor den Nazis“, merkt der 44-jährige Autor im Vorgespräch an, dass auch unser Land eine – heute wohl von vielen vergessene –Flüchtlingsvergangenheit hatte. Sein Buch erzählt die Geschichte des zwölfjährigen Rolf, der wie so viele andere deutsche Flüchtlinge mit seinem Vater 1941 in Marseille festsitzt, weil sie keine Ausreisegenehmigung erhalten haben. Ihr Ziel ist New York, wo Rolfs Mutter auf sie wartet, doch der einzige Weg in die Freiheit ist ein steiler Pfad über die Pyrenäen. Der Hirtenjunge Manuel soll sie als Fluchthelfer über den gefährlichen Weg durch die Berge führen.
Die fiktionale Geschichte ist für Kinder ab zwölf Jahren geeignet, beruht jedoch auf wahren Ereignissen. Denn den Pfad gibt es wirklich. Und Rüdiger Bertram ist ihn selbst gegangen. „Das war sehr emotional und bewegend, obwohl ich dort nur als Tourist war“, sagt Bertram. Auf dem Grasplateau einer Hochebene seien ihm gar die Tränen gekommen, denn dieser Ort war für viele Flüchtlinge der Ort der Befreiung. Hier hatten sie das Größte, nämlich das besetzte Frankreich, hinter sich gelassen.
Über diese sogenannte F-Route flüchteten in den Jahren 1940/41 zahlreiche bedrohte Gegner Hitlers, unter ihnen auch der Schriftsteller Walter Benjamin, nach dem der Weg heute benannt ist. Begleitet wurde er, wie auch viele weitere, von der Schleuserin Lisa Fittko, deren Buch „Mein Weg über die Pyrenäen“ auch die Inspiration für Bertram war. Denn beim Lesen sei ihm ein Satz hängen geblieben. „Und wenn Kinder dabei waren, war es fast wie ein Spaziergang“.
Ein Buch führt zum nächsten, und da in der durchaus breiten Fluchtliteratur Kinder nur eine geringe Rolle spielen, entschloss er sich, Kinder als Hauptfiguren in seinen Roman aufzunehmen.
Und auch im Jugendtreff waren unter den rund 40 Besuchern einige Kinder und Jugendliche, die Bertram an seiner eigenen Tour teilhaben ließ, denn er hatte zahlreiche Bilder davon als Einblicke mitgebracht. Und wer die Bilder sieht, erkennt die abgebildeten Orte auch im Buch wieder. Sei es der kleine Stadtstrand am Rande von Marseille oder der pittoreske Eisenbahnort Cerbère, von wo aus der Pfad in die Pyrenäen beginnt. Nur die Filmbilder und -geschichte sind ein wenig anders.
Der Pfad läuft aktuell in den Kinos, so auch in der Ettlinger „Kulisse“. Organisiert hatte diese Veranstaltung der Buchladen LiteraDur Bücher & Noten gemeinsam mit der Kinder- und Jugendbücherei Lesetreff sowie dem Jugendtreff.
Rüdiger Bertram: „Der Pfad“ ISBN 9783570172360, 10 Euro.



